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Wasserbotschaften
Reinhild Zietz vermittelt in ihrer Kunst einen Dialog zwischen Spiritualität und Landschaft, bedingt durch das Bedürfnis nach Kommunikation zwischen dem Selbst und der Tiefe der Natur. Dieser Aspekt, der den roten Faden ihrer letzten Arbeiten darstellt, ist auf ihre Kindheit zurückzuführen, auf die Faszination, die die Landschaften des Nordens, die Weite des Meeres ausüben und die schon in der deutschen Malerei der Romantik bei Caspar David Friedrich anzutreffen ist sowie auch später eine Konstante im Expressionismus darstellt. Die Natur ist in der Tat eines der großen Themen der deutschen Kunst.
Die „Wasserbotschaften“ vermitteln den vitalen Rhythmus des Wassers, die wechselnden Lichtreflexe, die durch die unbeständige Oberfläche erzeugt werden. Es sind auch jene Botschaften, die überall, in jedem Kulturkreis die Menschen in ihrer notwendigen Beziehung zum Wasser verbinden. In diesem Sinne spielen die Reisen von Reinhild Zietz eine wesentliche Rolle: Begegnungen mit der Nordseeküste, den Trentiner Seen, mit den Flüssen Chinas, mit Venedig ermöglichen die Reflexion über die zentrale Bedeutung des Elements Wasser in unterschiedlichen Landschaften und Kulturen. In den Gemälden wie in den Fotografien sind intensive emotionale Momente festgehalten.
Aus diesem Grund zielen ihre Arbeiten darauf, einen doppelten Blickwinkel auszudrücken: einen objektiv-fotografischen sowie einen subjektiven-malerischen. Das fotografische Bild neben der malerischen Umsetzung bietet eine ungewöhnliche Zusammenstellung und regt zur Reflexion an. Das Wasser, der zentrale Bildinhalt, wird zu einem Bereich der Emotion sowohl der Künstlerin als auch des Betrachters. Die verschiedenen Blautöne, die bevorzugte Farbe, konstruieren eine freie, von beschreibenden Elementen losgelöste Darstellung durchsichtiger Atmosphären und intensiver Empfindungen. Die schnellen und heftigen Pinselstriche spiegeln die innere Bewegung gegenüber dem Spiel der Wellen und der Lichtreflexe, denen durch das materielle Element eine physische Dimension verliehen wird. Der Einsatz des Rots schließlich – nie vorherrschend und harmonisch den kalten Farben hinzugefügt – unterstreicht die gefühlsmäßige Einbeziehung, ist gleichzeitig kontrolliert und bestimmt.
Die Komposition sowie die grafischen Elemente sind auf das Wesentliche reduziert und erinnern an fernöstliche Kunst, die vielleicht einen Bezug zum oben genannten Aufenthalt in China haben. Auch der Einsatz der Tusche lässt an diese Erfahrung denken. All diese Faktoren sind das Resultat einer langen ästhetischen Auseinandersetzung und täglicher Übung. Sie zeugen von Dialogen, die durch Stille, natürliche Rhythmen und innere Gedanken entstehen.
15.10.03 Elisabetta Doniselli (Übersetzung aus dem Italienischern: Gisela Moll)